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Deutsche Rallycross-Meisterschaft - Lauf 5 - Nysumbanen, Nysum - 08. September 2002

Rolf Volland ist nicht mehr einzuholen

Rolf Volland hat es erst Stunden nach dem Finale gemerkt: Er ist schon wieder Deutscher Rallycross-Meister! Zum vierten Mal in Folge, zum fünften Mal insgesamt. Auf der langen Heimfahrt vom fünften Saisonrennen in Nysum, im Norden Dänemarks, telefonierte der Hilpoltsteiner mit einem Freund. Gemeinsam rechneten sie die Punkte zusammen. Sieg im Finale der Division 1 und Sieg im Superfinale, das macht 40 Punkte, insgesamt jetzt 197. Das reicht! Beim Meisterschaftsfinale muss das Team Linn High Term mit dem blauen VW Golf Turbo 4x4 und dem erfolgreichsten deutschen Rallycross-Fahrer aller Zeiten eigentlich gar nicht mehr antreten. Der Rückstand von Volland härtestem Verfolger, dem Dänen Torben Møller mit seinem Seat Cordoba WRC, beträgt jetzt schon 49 Punkte.

In Nysum hatte Volland zunächst einen schweren Stand. Die dänischen Top-Piloten wie Møller oder Peter Hansen im Mitsubishi Carisma Evo 6 und Teil Hansen im Ford Escort RS Cosworth 4x4 brannten geradezu darauf, dem Favoriten die Tour zu vermasseln. Aber Volland begann in gewohnter Manier: In den ersten beiden Qualifikationsläufen fuhr er Bestzeit. Zurücklehnen konnte er sich aber nicht. Die Gegner hatte er zwar im Griff, dafür hatte es jetzt die Rennleitung auf ihn abgesehen. Weil es die ganze Nacht vor dem Rennen geregnet hatte, war es auf den Zufahrten zur Rennstrecke und im Fahrerlager noch recht schmierig. Volland, der auch in der Vorbereitung ein Meister ist, weil er an jedes Detail denkt, ließ die Räder seines Golfs noch einmal durchdrehen, um sie zu säubern. Das missfiel der Rennleitung. Als dann auch noch ein Mechaniker Hand an die Reifen legte, kassierte Volland eine schriftliche Verwarnung.

Irgendwie war Volland jetzt abgelenkt, denn den Aufruf zum dritten Qualifikationslauf überhörte er glatt. Plötzlich hieß es: "In 15 Sekunden geht’s los!" Volland schaffte es gerade noch bis zum Start, aber ein Funktionär wollte nicht mitspielen. Er stellte sich vor den Golf und ließ ihn nicht durch. Volland machte kehrt, raste durchs Fahrerlager und fand einen anderen Weg zum Start. Auch hier wollte man ihn nicht durchlassen. Es folgten minutenlange Diskussionen, schließlich durfte der Titelanwärter doch noch starten, musste sich allerdings dem schnellen Mitsubishi von Peter Hansen geschlagen geben. Volland: "Das war nicht so schlimm. Es reichte trotzdem für die Pole-position." Zur Ruhe kam er immer noch nicht. Nach diesem Lauf überreichte man ihm nämlich einen Strafzettel über 300 Euro. Der Vorwurf: Überschreitung des Tempolimits im Fahrerlager.

Und dann zeigte der alte und neue Meister sein ganzes Können. Im Finale der Division 1 trumpfte er groß auf – so als wäre nichts gewesen. Peter Hansen, Teil Hansen, Torben Møller und all die anderen hatten keine Chance gegen Volland. Im Superfinale wurde es noch einmal eng. Nach den ausgiebigen Regenfällen der vergangenen Nacht konnte nur auf der Ideallinie voll gefahren werden. Sie war einigermaßen sauber, daneben war es noch tierisch glatt. Prompt bremste Volland vor einer Kurve zu spät und wäre beinahe abgeflogen: "Ich bin einfach voll auf dem Gas geblieben und hab das Auto im Drift wieder auf die Ideallinie gezogen." Knapp war es trotzdem.

Da Møller seinen Seat inzwischen mit Kupplungsschaden abgestellt und an diesem Tag nur 19 Punkte kassiert hatte, war Volland Meister. Aber das registrierte er erst Stunden später. Dann aber auf der Heimfahrt hat er den Titel sogar noch gefeiert: Volland, der während eines Renntages fast nur von Apfelschorle und Bananen lebt, genehmigte sich tatsächlich eine Flasche Bier – natürlich als er nicht mehr am Steuer saß.