Rennberichte
Deutsche Rallycross Meisterschaft - Lauf 4 - Estering, Buxtehude - 14. Juni 2003
Schlitzohr Volland
Nun hat es ihn richtig erwischt: Titelverteidiger Rolf Volland musste seinen VW Golf Turbo 4x4 beim vierten Lauf zur Deutschen Rallycross-Meisterschaft mit einem Motorschaden abstellen. Das Aus kam schon im ersten Qualifikationslauf. Trotzdem konnte Volland seine Führung in der Meisterschaft verteidigen weil er sich gut im Reglement auskennt und sich mit einem kleinen Trick trotz des Ausfalls 13 weitere Meisterschaftspunkte sicherte.
Im Training hatte Volland noch richtig zugelangt. Er fuhr die absolute Bestzeit. Aber nicht nur das stimmte ihn froh. Volland: Endlich mal ein Rennen unter normalen Bedingungen. Normal heißt in diesem Fall: kein Regen. Tatsächlich waren alle bisherigen Saisonrennen bei teilweise extremen Wasserständen auf der Piste absolviert worden.
Doch das Team Linn High Term konnte sich nicht lange freuen. Nach wenigen Runden im ersten Lauf wurde der Golf plötzlich langsamer, aus dem Auspuff kamen kleine weiße Wölkchen. Trotzdem blieb Volland zunächst vorn, Bruno Hansen im Ford Puma WRC machte jedenfalls keine ernsthaften Versuche, ihn zu überholen. Volland: Ich hab mich wirklich gewundert und ständig in den Rückspiegel geschaut. Aber die wollten einfach nicht vorbei. Oder konnten sie es nicht glauben, dass sie jetzt die Chance hatten, Volland zu überholen?
Dann war aber alles vorbei. Der Golf rollte aus. Als Volland und seine Mechaniker das Auto im Fahrerlager in das Teamzelt schoben, tropfte Öl heraus. Das war sicher keine Kleinigkeit. An eine Reparatur vor Ort war nicht zu denken. Der Golf würde sich heute nicht mehr aus eigener Kraft bewegen. Oder doch, vielleicht ein paar Zentimeter? Das könnte nämlich für ein paar Punkte reichen. Volland war nämlich trotz des Ausfalls nicht in Panik verfallen und beobachtete die Konkurrenz sehr genau. Diese schwächelte an diesem Tag ebenfalls, einer nach dem anderen fiel aus.
Schließlich waren in der Division 1 noch drei Autos übrig. In dieser Situation fasste Volland den Entschluss: Ich stell mich als vierter Fahrer zum Finale auf, rolle trotz des defekten Motors irgendwie über die Startlinie und komme so in die Wertung. Als Vierter. Das Reglement lässt so etwas zu, weil den Zuschauern bis zum Schluss möglichst volle Starterfelder geboten werden sollen. Dass so viele Autos ausfallen und ein waidwunder Golf Vierter werden kann, ist zwar nicht ganz im Sinne der Erfinder, verstößt aber nicht gegen das Reglement. Wenn Volland diese Lücke für sich ausnutzt, spricht das nur für seine Schlitzohrigkeit. Und die braucht man, um Meister zu werden in dieser Saison ganz besonders, denn der Däne Peter Hansen nutzte mit zwei Siegen auf dem Estering die Chance, Volland in der Meisterschaft ordentlich auf den Pelz zu rücken.
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