Rennberichte
Deutsche Rallycross Meisterschaft - Lauf 1 - Estering, Buxtehude - 09. Mai 2004
Rolf Volland als Favoritenschreck
Was ist spannender als jedes Formel 1-Rennen? Wenn Rolf Volland mal auf knapp 300 PS verzichtet und als Außenseiter startet! Davon konnten sich die Zuschauer beim 99. Internationalen Rallycross auf dem Buxtehuder Estering überzeugen, als der sechsfache Deutsche Meister mit einem kleinen blauen Polo erschien und die Konkurrenz in der Division 4 (ohne Turbo, ohne Allrad) aufmischte. Sein zweiter Platz im Finale war für einige schon ein kleiner Schock, im Superfinale der schnellsten acht Fahrer aus allen Divisionen hätte Volland dann beinahe für eine Sensation gesorgt, als er mit Glück Zweiter und beinahe sogar Erster wurde.
Sein „gefürchteter“ Golf mit Allradantrieb und Turbo, der in den vergangenen sieben Jahren für neue Maßstäbe gesorgt hatte, ist verkauft. Um die Wartezeit auf das neue Auto zu verkürzen, hat der Hilpoltsteiner einen Polo für Eisrennen aus dem Stall geholt und fährt damit jetzt Rallycross. Was er denn an dem Auto geändert habe, fragte Streckensprecher Martin Kummerow ihn im Live-Interview auf dem Estering, und Volland antwortete kurz und knapp: „Ich hab’s neu lackiert.“
Volland musste sich erst einmal an das neue Auto vom Team BARUM gewöhnen. Aber er lernte schnell. Schon im zweiten Qualifikationslauf fuhr er Bestzeit. Dabei kam ihm sicher gelegen, dass es kurz zuvor geregnet hatte. Da konnten besonders die Hecktriebler wie die Mantas von Erling Krog und Claus Grønborg ihre Mehrleistung nicht richtig ausspielen.
Irgendwie schaffte es Volland, sich für Startplatz zwei im Finale der Division 4 zu qualifizieren. Was passieren würde, wenn die roten Lichter der Startampel verlöschen, wusste er schon vorher: „Ich werde erstmal nach hinten durchgereicht, und dann muss ich mich wieder durchbeißen.“ So war das schon in den Qualifikationsläufen, und auch im Finale ging es Volland nicht anders. Erling Krog tobte im Manta vorneweg, dahinter die Meute. Volland biss und schaffte es schließlich bis auf Platz zwei. Dabei ließ er unter anderem Gerhard Völzer im Opel Kadett Coupé hinter sich, seines Zeichens amtierender Meister bei den Produktionswagen.
Im Superfinale kam’s dann ganz dick. Volland war umzingelt von den Allrad getriebenen Turboautos mit 500 PS und mehr aus der Division 1, die er in den vergangenen Jahren meistens im Rückspiegel gesehen hatte. Gleich nach dem Start fiel der Däne Teil Hansen (Ford Focus) aus, dann stritten sich die Lokalmatadoren Ralph Wilhelm (Lancia Delta Integrale) und Jörg Jockel (Mitsubishi Lancer) um die Führung. Der Streit wurde immer heftiger, plötzlich verhakten sich die beiden Autos und landeten gemeinsam in der Leitplanke. Jetzt führte Günther Wissel mit einem von Volland Racing präparierten Ford Focus, doch ehe er sich versah, saß ihm der kleine Polo von Volland im Nacken und machte Druck. Doch Wissel konnte sich als Erster ins Ziel retten.
Das Fazit von Rolf Volland: „So viel Spaß hat’s mir lange nicht gemacht.“
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